Mein erster Landgang 1969 ...
Vor dem Landgang brachte der Schiffsmakler Geld in der Landeswährung. Nach den damaligen Landgang-
Regeln unseres Betriebes stand uns im Ausland pro Mann am Tag 1 US $ zu. Für zwei Tage in St. Pierre
bekamen wir deshalb pro Mann 460 Francs . Nach der Auszahlung konnten die wach freien Seeleute an
Land gehen.
Das erste Ziel war ein Shop für Ansichtskarten und die Post. Für eine Postkarte und zwei Briefmarken war
ich die ersten 100 Francs los. Nachdem wir den Ort besichtigt hatten, bestellten wir uns in einer Hafenkneipe
Bier. Als die Wirtin lächelnd die Gläser brachte, erklang der Schlager: „Bier her, Bier her oder wir fallen um
…“. Sie stammte aus Holland. Mit dem Bier war ich die nächsten 100 Francs los. Abends gingen wir dann in
die Bar „La Select“. In Anbetracht unserer Finanzen und DDR-Preise im Kopf beschlossen wir, nur noch
Cola zu trinken und nahmen unter der Jacke versteckt eine Transitflasche WBS (Weinblatt Siegel) als
Zutrank mit. Als aber die Cola kam, kostete sie ebenfalls 100 Francs. Nach der 2. Cola waren die Mäuse fast
alle. Ein etwas deutsch sprechender Kanadier nahm mich nach Befragung, woher wir kommen mit an die Bar
und gab ein Bier aus. Es war mir recht peinlich, denn revanchieren konnte ich mich ja nicht mehr. Da das
Gespräch länger dauerte suchten mich die anderen Kollegen schon und kamen ebenfalls an die Bar. Nun
bekamen wir noch etliche Lagen Bier. Punkt 00:00 Uhr stand der Kneiper mitten auf der Tanzfläche, pfiff
dreimal mit einer Trillerpfeife und die Veranstaltung war beendet. Der freundliche Kanadier fuhr uns dann
mit seinem PKW zum Schiff und wir haben uns dort mit einer Kiste Rostocker Hafenbräu bis morgens bei
ihm bedankt.
Saint-Pierre und Miquelon ist eine kleine Inselgruppe
östlich der kanadischen Küste, etwa 25 Kilometer südlich
von Neufundland. Die Inseln sind noch heute
französisches Gebiet. Die Hauptstadt heißt Saint-Pierre.
Saint Pierre et Michelon
Mein zweiter Landgang ...
Am zweiten Tag überbrückten einige Kollegen (ich eingeschlossen) das Warten auf die Gemüsefracht mit dem
Besuch bei spanischen Fischern. Zwei Fischereischiffe, Logger-Größe, lagen ebenfalls im Hafen. Wir wurden
freundlich empfangen und von der Brückenwache in die Kombüse zum Schiffskoch verwiesen. Der sprach
perfekt deutsch, da er drei Jahre als Gastarbeiter in München gearbeitet hatte. Bei reichlich "vino blanco" und
"vino tinto" dauerte der Erfahrungsaustausch den ganzen Vormittag. Die Spanier tranken mit uns Wein aus
Ziegenlederbeuteln mit Schraubverschluss. Einen Beutel bekamen wir als Gastgeschenk mit und als der Wein
alle war, haben wir bei etlichen Bord Partys Bier daraus getrunken (in den Mund gespritzt). Zu Erläuterung:
Wie beim Stiefel Trinken saßen alle im Kreis und der Beutel wurde von rechts nach links weitergereicht.
Zu fortgeschrittener Stunde wurde der Schwierigkeitsgrad des Trinkens erhöht,
dann musste man dem gegenüber Sitzenden im Kreis in den Mund spritzen.
Wie das "feuchtfröhliche Gelage" dann endete kann sich wohl jeder denken ...
Nach Übernahme unserer Obst-
und Gemüse Ladung liefen wir
abends von Saint Pierre wieder
zum Fangplatz aus.